Zum Ton in der Newsgroup

Hier noch was aus dem Archiv:

> Nur wer das Herz hat zu helfen, hat das Recht zu kritisieren. (Abraham
> Lincoln)

damit magst Du teilweise ja Recht haben, aber andererseits gibt es leider
sehr viele Leute, die nach Hilfe schreien ohne davor einmal richtig zu
schauen, ob sie sich selbst helfen können. Ich schätze mal, dass 90% von den
Leuten, die in dieser Gruppe zum allerersten Mal einen Artikel (NB: in den
Newsgruppen heißt das Ding Artikel nicht E-Mail ;-) posten, sich nicht die
Mühe gemacht haben, durch die alten Artikel zu suchen, und einfach so
fragen. Eine der nervigsten Standardfragen: "Wann kommt Microsoft Money 2004
in Deutschland heraus?" Jede Woche kommen Leute mit der Frage und bekommen
jenachdem, wer sich die Mühe macht, eine entsprechende Antwort. Diese
Newsgruppe ist eben kein Support-Forum, wo man einfach auf gut Glück
schreibt, sondern hier versucht man sich gegenseitig zu helfen, ein aus der
Produktion und dem Support genommenes Produkt weiterhin am Leben zu
erhalten.

Deswegen sind regelmäßig wiederholte Fragen einfach nervig und zeugen
zunächst einmal vom geringen Willen des Postenenden, in der Newsgruppe ein
wenig mitzulesen und erst danach zu schreiben. Um ein krasses Beispiel zu
geben: ich habe eine Weile eine Windows XP Prof auf dem Microsoft Server
gelesen. Dort geht es wirklich gut zur Sache, weil dort teilweise sekündlich
neue Artikel kommen. Als vor ein paar Wochen das Würmchen Blaster sich
massiv ausbreitete, hat in der Gruppe ca. minütlich jemand angefragt, "was
soll ich denn machen, mein Rechner bringt eine Fehlermeldung und bootet nach
einer Minute??" Ein paar wenige Verrückte haben sich die Mühe gemacht, auf
die Tausenden von Artikel tatsächlich zu antworten (erwarte aber keine
individuelle, nicht oberlehrerhafte Antwort "wie Du in meinen letzten 500
Artikeln lesen konntest, musst Du ...")! Aber keiner der Postenden hatte
sich auch nur die Mühe gemacht, die letzten 10 Artikel durchzuschauen, sonst
hätte er sofort passende Artikel (mit entsprechendem Fehlertext im Betreff!)
finden können!!

Diese Einstellung vieler "Neulinge" kann einem den Spaß ziemlich vermiesen.
Selbstverständlich kann ich es gut verstehen, dass jemand Neues nicht alle
Artikel einer Gruppe bis in alle Vergangenheit liest. Aber bevor man dort
etwas schreibt, sollte man wissen, worum es in der Gruppe geht, welche
Etiquette in der Gruppe herrscht und ein wenig reinschnuppern und vor allem
wissen, welche wichtigen Tools es im Umgang mit Newsgruppen gibt. So war das
zumindest vor 15 Jahren üblich und die meisten, die damals im USENET
geschrieben haben, haben sich auch daran gehalten (damals hielt auch jeder
als allererstes nach einem FAQ oder Introduction-Artikel Ausschau, bevor man
sich weiter vertiefte, und TOFU und ähnliches waren wirklich extrem nervig,
weil ich den ganzen Schwachsinn über 2400 Bit/sec übertragen musste...).
Leider ist es heute anders, weil sehr viele Unerfahrene ihre sehr spontanen
ersten Schritte mit einem neuen Kommunikationsmedium einfach so unternehmen
und damit gelegentlich Böse auf die Nase fallen (sei es dass jemand einen
E-Mail-Virus öffnet oder in einer Newsgruppe blöde abgekanzelt wird). Die
Frage, die letztendlich hinter allem steckt, lautet wohl: inwieweit kann man
von Neulingen erwarten, sich an eine Newsgruppe (wohlgemerkt heißt es ja
"Gruppe") anzupassen und "dezent" einzusteigen, und inwieweit muss man es
tolerieren oder akzeptieren, dass so mancher Neuer einfach "hereinplärrt",
damit gegen sämtliche Gruppenregeln verstößt und dann auch noch erwartet,
höflich, kompetent und korrekt Antworten zu bekommen. Leider scheint die
teilweise Anonymität im Internet dazu zu verleiten, sich an Gruppenregeln
nicht halten zu müssen, weil ich aller Wahrscheinlichkeit nach, meinem
Gegenüber nie persönlich (physisch) begegnen werde.

Nein, damit will ich Dich nicht oberlehrerhaft zurechtweisen, sondern nur
darauf hinweisen, wie sich bestimmte Gruppen eben entwickeln und
organisieren. (Wenn Du auf eine Gruppe von (unbekannten) Menschen triffst,
die sich unterhalten, platzt Du einfach in das Gespräch herein oder stellst
Du Dich erst einmal dazu und hörst zu, um zu verstehen, über was geredet
wird und wie der Umgang miteinander ist?) Ich weiß sehr wohl, dass Du früher
schon in der Gruppe gepostet hattest (dafür gibt es groups.google), also
nicht völlig unbeleckt bist...

Und nochwas: (jetzt wird es wirklich oberlehrerhaftig ;-): es bringt relativ
wenig, wenn Du von etwas "vor Deiner Mail" schreibst, weil die
Sortierreihenfolge der Artikel sehr variabel ist, und auch die Angabe einer
Uhrzeit eines Artikels ist nur bedingt hilfreich, weil diese Angabe durchaus
variieren kann (gut, die -6 Stunden Zeitverschiebung für mich konnte ich
noch mit Kopfrechnen bewältigen ;-). (Leider ist die Suche nach Message-IDs
in manchem Reader nur bedingt möglich...)

Fazit: Über blöde Antworten sollte man sich nicht ärgern, gelegentlich muss
man noch blöder fragen, um wirklich weiterzukommen (z.B. wenn man
groups.google noch nicht kennt), FAQ muss man lesen, leider von Anfang bis
zum Ende, auch wenn sie manchmal unübersichtlich sind, und ansonsten muss
man sich eben an die Etiquette anpassen. Ich habe die schnelle, kompetente
Hilfe in dieser Gruppe immer sehr begrüßt, und mir hat niemand blöde
Antworten an den Kopf geschmissen. (hics, wahrscheinlich kriege ich jetzt
den richtigen Kommentar für diesen Artikel, der zu lang ist und den eh
keiner liest ;-)

Das nicht nur ich dieser Meinung bin, sieht man auch hier (Diese Links gehen auf externe Seiten, auf die ich keinerlei Einfluss habe):

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